Deutscher vs. amerikanischer Zimt

Was ist der Unterschied zwischen Ceylon-Zimt und Cassia-Zimt? Und was hat das mit „Deutschland vs. USA“ zu tun? Heute erkläre ich, welchen Zimt ihr für das typisch amerikanische Zimtaroma braucht und wo ihr diesen kaufen könnt.

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Inhalt

Der amerikanische Zimtgeruch

Zimt ist eines der beliebtesten Gewürze weltweit und vor allem unter Amerikanern ein „Must Have“. Bestimmt erinnert auch ihr euch an den süßen Geruch warmer Cinnamon Rolls, der durch jede amerikanische Mall strömt? Oder den fruchtigen Duft herbstlicher Zimtkerzen bei Bath & Body Works

 

Ich liebe diesen Geruch und verbinde ihn immer mit schönen Erinnerungen an meine USA-Aufenthalte. Daher habe mich auf die Suche gemacht, um genau dieses Gefühl von USA auch in unsere deutschen Küchen zu holen.

 

Leider ist es mit „irgendeinen Zimt im (deutschen) Supermarkt mitnehmen“ nicht unbedingt getan. Denn jedes Mal, wenn ich in der Vergangenheit meine (deutsche) Zimtdose aus dem Regal geholt und daran gerochen habe, fehlte mir dieses „typisch amerikanische Zimtgefühl“ irgendwie. 

 

Wie konnte das sein? Zimt ist doch gleich Zimt, oder?

 

Oder verwenden Amerikaner etwa einen anderen Zimt als wir Deutschen??

 

Die Antwort ist ja und nein. Amerikaner benutzen nicht unbedingt einen anderen Zimt als wir Deutschen. Aber es gibt, in der Tat, unterschiedliche Zimtsorten, die in Deutschland bzw. den USA mehr oder weniger verbreitet sind. 

 

Und in meinem Gewürzregal stand lange somit der (in meinen Augen) „falsche“ Zimt: Ceylon statt Cassia.

Was ist Zimt?

Zimt ist eines der ältesten, bekanntesten und weltweit beliebtesten Gewürz. Wenn ihr mehr über die interessante Geschichte des Zimts erfahren wollt, kann ich euch die Seite von King Arthur Baking sehr empfehlen.

 

Zimt wird aus der getrockneten Rinde des Zimtbaums (Cinnamomum) gewonnen. Ein sehr interessantes Video zur Zimternte gab es vor ein paar Jahren mal bei Galileo.

 

Es gibt viele, viele verschiedene Zimtsorten. Die bekanntesten sind jedoch der Cinnamomum Verum bzw.  Zeylanicum (echter bzw. Ceylon-Zimt) und der Cinnamomum Cassia (Cassia-Zimt).

 

In Deutschland wird Zimt hauptsächlich zum Backen bzw. für Desserts verwendet (z.B. Zimtsterne, Franzbrötchen oder Milchreis). In anderen Teilen der Welt landet er jedoch auch viel im Kochtopf, so zum Beispiel in der asiatischen oder mexikanischen Küche.

 

In den USA wird mit Zimt, ähnlich wie bei uns, hauptsächlich gebacken – am bekanntesten sind dort die Cinnamon Rolls (Zimtschnecken) oder Snickerdoodles (Zimtkekse). Weitere beliebte Rezepte sind Cinnamon Raisin Bread (Zimttoast mit Rosinen), Coffee Cake (eine Art Streuselkuchen) oder Cinnamon Toast (Toastbrot mit Zimt-Zucker).

 

Und wie schmeckt Zimt? Sowohl Ceylon- als auch Cassia-Zimt schmecken warm, süß und würzig. Ceylon wird dabei ein leicht blumiger, milder Geschmack nachgesagt, während Cassia eher als scharf und leicht bitter beschrieben wird.

Deutscher vs. amerikanischer Zimt

Von „deutschem“ und „amerikanischem“ Zimt zu reden, ist an sich natürlich falsch, da Zimt weder aus Deutschland noch aus den USA kommt. 

 

Mir geht es mit dieser Unterscheidung eher um die jeweiligen Zimtarten, die in den entsprechenden Ländern verwendet werden.

 

Kurz zusammengefasst:

  • In Deutschland wird viel Ceylon-Zimt verwendet.
  • In den USA dagegen fast nur Cassia-Zimt – und deswegen verbindet ihr vielleicht nur mit Letzterem das typisch amerikanische Zimtgefühl.

 

Doch was genau ist der Unterschied zwischen diesen beiden Sorten, und warum ist das relevant, wenn ich amerikanische Cinnamon Rolls backen möchte?

Der „deutsche“ Zimt: Ceylon

In Deutschland wird gerne und viel mit Ceylon-Zimt gekocht bzw. gebacken, der in Sri Lanka (ehemals Ceylon) und Madagaskar angebaut wird.

 

Aber Achtung: In deutschen Supermärkten findet man in der Gewürzabteilung dennoch vermehrt Cassia-Zimt, da dieser deutlich billiger und deswegen weiter verbreitet ist. Ceylon-Zimt gibt es vor allem in Reformhäusern, Bioläden oder online zu kaufen. Man erkennt ihn daran, dass er explizit als „Ceylon-Zimt“ bezeichnet wird, während Cassia-Zimt meist nur als „Zimt“ betitelt wird.

 

Ceylon-Zimt heißt auch Cinnamomum Verum und wird nicht nur des Namens wegen als der „echte“ und somit hochwertigere, edlere Zimt bezeichnet. 

 

Da Anbau und Ernte sehr aufwändig sind, ist Ceylon-Zimt deutlich teurer als andere Zimtsorten.

 

Der Geschmack von Ceylon wird allgemein als mild, blumig und folglich edel empfunden. Ich persönlich empfinde den Geschmack hauptsächlich als blumig, holzig und herb. Mir fehlt der (für mich) typische süß-würzige Zimtgeschmack, den ich mit amerikanischen Lebensmitteln verbinde. Daher ist Ceylon-Zimt für mich keine Option beim Backen amerikanischer Cinnamon Rolls.

 

Allgemein wird Ceylon-Zimt am ehesten zur Verwendung in Desserts und (kalten) Nachspeisen empfohlen, da sein delikates Aroma beim Backen (bzw. unter Hitzeeinwirkung) einen Großteil seiner Wirkung verliert.

Ceylon-Zimt

Der „amerikanische“ Zimt: Cassia 

In den USA wird hauptsächlich mit Cassia-Zimt gebacken.

 

Im Gegensatz zu Ceylon-Zimt gibt es bei Cassia-Zimt viele verschiedene Sorten. Die drei gängigsten Cassiasorten sind:

  • der klassische Cassia-Zimt aus China (Cinnamomum Cassia),
  • der Korintje-Zimt aus Indonesien (Cinnamomum Loureirii) und
  • der Saigon-Zimt aus Vietnam (Cinnamomum Burmannii).
 

Der in den USA am weitesten verbreitete Zimt ist der indonesische Korintje. Sprich, wenn ihr in einem amerikanischen Supermarkt Zimt kauft und dort nichts anderes als „Cinnamon“ auf der Packung steht, ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Korintje. 

 

Fun Fact: Eine besondere Unterart des Korintje wird auch von der berühmten amerikanischen Fastfood-Kette Cinnabon für ihre beliebten Zimtschnecken verwendet, der sogenannte Makara-Zimt.

 

Alle Cassia-Zimtsorten sind relativ backstabil und behalten auch unter großer Hitzeeinwirkung ihr würziges, fast schon scharfes Aroma. Am süßesten schmeckt der Korintje und ist somit der ideale Zimt für Kekse, Kuchen und (Hefe-)Gebäck. Am aromatischsten, aber auch schärfsten, ist der Saigon. Und der klassische Cassia aus China schmeckt bitter-süß bis erdig und ist somit am besten zum Kochen geeignet.

Cumaringehalt

Cumarin ist ein natürlicher Inhaltstoff, der für den typischen Zimtgeschmack mitverantwortlich ist. Allerdings kann Cumarin in höheren Mengen gesundheitsschädlich sein.

 

Daher ist es wichtig zu wissen, dass sich der Cumaringehalt der verschiedenen Zimtsorten erheblich unterscheidet:

  • Cassia enthält zwischen 3 – 9 g Cumarin/kg,
  • Ceylon dagegen nur maximal 0,8 g/kg.
 

Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat eine maximale Tagesdosis von 0,1 mg Cumarin pro kg Körpergewicht als unbedenklich festgelegt. 

 

Das entspricht bei einem Erwachsenen etwa 1-2 TL (Cassia-)Zimt bzw. 24 Zimtsternen.

 

Bei einem normalen Konsumverhalten muss man sich daher denke ich keine Gedanken über eine eventuell zu hohe Menge Cumarin machen. Lediglich bei Babys, (kleinen) Kindern, Kranken und Schwangeren würde ich verstärkt darauf achten. 

 

Wer auf Nummer Sicher gehen will, verwendet lieber Ceylon.

Farbe und Konsistenz

…und wie unterscheiden sich Ceylon und Cassia sonst noch?

 

Mal angenommen, ihr habt euren Zimt zuhause schon in eine andere Gewürzdose umgefüllt, und wisst nun nicht mehr, ob es sich um Ceylon- oder Cassia-Zimt handelt. Dann könnt ihr anhand folgender Merkmale dennoch erkennen, um „wen“ es sich handelt:

  • Ceylon-Zimt ist hell und braun. Er riecht blumig bis erdig und ist in gemahlener Form eher fein. Ceylon-Zimtstangen bestehen aus bis zu 10 dünnen Schichten, die ineinander gerollt sind. Die Zimtstangen können meist von Hand zerbröselt werden
  • Cassia-Zimt ist dunkel und eher orange. Er riecht intensiv würzig bis süß („amerikanisch“) und ist in gemahlener Form eher grob. Cassia-Zimtstangen bestehen aus einer einzigen dicken Rolle (im Falle von Korintje) bzw. aus kleineren Stücken (Cassia und Saigon). Die dicken Zimtstangen(-stücke) sind sehr hart und können nur mit einer Gewürzmühle zerkleinert werden.

Und was hat es mit Zimtblüten auf sich?

Neben Ceylon- und Cassia-Zimt gibt es bei gut sortierten Gewürzhändlern auch noch Zimtblüten zu kaufen.

 

Sie sehen aus wie Nelken und werden daher auch oft als Zimtnelken (Englisch: cinnamon buds) bezeichnet. Tatsächlich sind Zimtblüten aber die getrockneten, noch unreifen Früchte des Zimtbaums. 

 

Man kann sie, wie normale Zimtstangen, im Ganzen verwenden und in verschiedenen Gerichten mitkochen oder gemahlen wie gewöhnlichen Zimt zum Backen und für Desserts verwenden.

 

Für mich sind Zimtblüten sowas wie die „eierlegende Wollmilchsau“, die „all-in-one solution“ oder, wie man auf Englisch sagen würde, ein klarer Fall von „you CAN have your cake and eat it, too“!

 

Warum? Zimtblüten stammen in den meisten Fällen von Cassia-Zimtbäumen und tragen somit auch das typische („amerikanische“) Cassia-Zimtaroma. Im Vergleich zum typischen Cassia-Zimt, der aus der Rinde des Baums gewonnen wird, sind Zimtblüten jedoch etwas feiner, süßer, vanilliger. Das oft etwas holzige Aroma des Rindenzimts fehlt dabei komplett.

 

Das heißt, sie schmecken ähnlich wie – bzw. vielleicht sogar besser als – Cassia-Zimtstangen, enthalten aber (und jetzt kommt der große Vorteil!) kaum Cumarin. Somit steht dem unbegrenzten Genuss amerikanisch schmeckender Zimtschnecken nichts mehr im Wege!

 

Ich verwende Zimtblüten zum Beispiel immer dann, wenn im Rezept nach (ganzen) Zimtstangen gefragt wird (beispielsweise bei indischen oder arabischen Gerichten), koche sie bei meiner Zwetschgenmarmelade mit und mische sie gemahlen unter mein Porridge.

Hier nochmal die wichtigsten Unterschiede tabellarisch zusammengefasst:

Ceylon-Zimt Cassia-Zimt Zimtblüten
Lateinischer Name
Cinnamomum verum bzw. Cinnamomum zeylanicum
Cinnamomum cassia (Cassia), Cinnamomum loureirii (Saigon), Cinnamomum burmannii (Korintje)
Cassiae flos
Herkunft
Sri Lanka oder Madagaskar
China (Cassia), Vietnam (Saigon), Indonesien (Korintje)
meist China (Cassia)
Geschmack
warm, leicht süß, mild, blumig, holzig
warm, sehr süß, würzig, intensiv, leicht scharf/bitter, holzig
feiner und süßer als Zimtstangen, keine holzige Note
Cumaringehalt
max. 0,8 g/kg
max. 3-9 g/kg
sehr gering, ähnlich Ceylon
Farbe
hell, braun
dunkel, orange
dunkel, braun
Konsistenz (gemahlen)
fein
grob
fein
Zimtstangen
bis zu zehn dünne Schichten ineinander gerollt
eine einzige etwas dickere Rolle (Korintje) bzw. einzelne Stücke dickerer Rinde (Cassia, Saigon)
keine Stangen sondern kleine Knospen, ähnlich Gewürznelken

Questions & Answers

Cassia-Zimt erhält man in jedem Supermarkt: Immer wenn nicht spezifiziert ist, ob es sich um Ceylon- oder Cassia-Zimt handelt, ist es mit großer Sicherheit Cassia, da dieser deutlich günstiger ist.

Leider gibt es keine gesetzlichen Vorgaben, dass die genaue Herkunft des Zimts angegeben werden muss. Daher findet sich die Information, ob es sich um Korintje, Cassia oder Saigon handelt, meist nur auf der Hersteller-Website oder auf Nachfrage.

Für gewöhnlich handelt es sich bei Cassia-Zimt in Europa (und den USA) jedoch um Korintje aus Indonesien und/oder (seltener) Cassia aus China.

Ceylon-Zimt gibt es in gut sortierten (größeren) Supermärkten, Reformhäusern und Bioläden sowie natürlich online.

Ceylon-Zimt erkennt ihr an dem Wort „Ceylon“ im Titel und/oder an der Herkunft (Sri Lanka oder Madagaskar).

Zimtblüten gibt es meist nur online oder direkt bei Gewürzhändlern zu kaufen.

Weitere amerikanische Zutaten erklärt

Wenn euch dieser Beitrag gefallen hat, kann ich euch auch meine anderen Artikel zum Thema „Deutsche vs. amerikanische Zutaten“ empfehlen. Wusstet ihr zum Beispiel, dass amerikanische Buttermilch anders hergestellt wird, als deutsche? Oder dass das amerikanische all-purpose flour nicht das gleiche ist, wie unser Mehl Type 405?

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Hallo, ich bin Bettina! Ich backe und analysiere leidenschaftlich gerne amerikanische Rezepte. Hier findet ihr alles über Pancakes, Pound Cakes, Cookies und mehr!

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